Der Austausch zwischen Kumbo und Limburg besteht bereits seit mehreren Jahren und setzt eine gute Tradition fort. Bei einem Besuch in Kamerun im vergangenen Herbst führte Jugendpfarrer Father Daniel Ache erste Vorgespräche. Eine arbeitsintensive Vorbereitung auf beiden Seiten war die Folge.
Besonders an dem diesjährigen Austausch ist, dass eine Frau mit zu Gast in Limburg ist. Das patriarchalische Denken dominiert nach wie vor in den Köpfen der Kameruner. Bisher nahmen eben nur Männer an dem Austausch teil.
Dass auch eine junge Frau mitkommen sollte, war etwas ganz Neues! Es löste Verwunderung aus, aber sie haben sich darauf eingelassen, sagt Peter Fischedick, bdkj-Referent für Internationale Gerechtigkeit. Er organisiert den Aufenthalt der beiden jungen Erwachsenen.
Fischedick begrüßt es, dass ein junger Mann und eine junge Frau nach Limburg gekommen sind. Wir können ihnen und sie können uns Impulse geben. Wir werden in diesem Jahr sicher viel voneinander lernen, erklärt der bdkj-Referent.
Die beiden jungen Leute haben bereits verschiedene Jugendeinrichtungen des Bistums Limburg kennen gelernt. Nach einem mehrwöchigen Sprachkurs werden sie die ehrenamtliche Jugendarbeit des bdkj unterstützen.
(ste)
Quelle: Nassauische Neue Presse vom 26.09.2002, S. 15
Abschied
Bei afrikanischen Speisen die Welt der Gäste aus Kamerun verstehen
Die Titel bekamen sie von Fon Salomon II. vom Stamme Din bei ihrem Besuch im vergangenen Jahr verliehen (wir berichteten).
Seit August vergangenen Jahres betreuen die Mitglieder der “Eine-Welt-Gruppe” der Gemeinde die beiden Kameruner Ephraim Bam und Makelia Ngi, die in Deutschland unter anderem diverse Praktika absolvieren.
Beim Kamerun-Abend erzählten die Afrikaner auf Einladung der “Eine-Welt- Gruppe” und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) von ihren Erfahrungen, die sie in fast einem Jahr gesammelt haben, seit sie hier zu Gast sind. Ephraim Bam kommt aus Djottin, dessen dortige Gemeinde St. Joseph Partnergemeinde von St. Johannes ist. Makelia Ngi kommt aus einem nahe gelegenen Dorf, das ebenfalls zum Bistum Kumbo gehört, das wiederum Partnerbistum von Limburg ist.
Sieht aus wie Bratkartoffeln, schmeckt auch im ersten Moment so – aber sobald man die goldgelb gebratenen Scheiben auf der Zunge zergehen lässt, bleibt ein süßlicher Geschmack am Gaumen haften. “Plantain Chips” heißt dieses Gericht in Kamerun. “Das essen die da wie Chips”, erzählte Stefan Hecktor. Die Bananen, die noch nicht ganz reif sein dürfen, bevor sie gekocht und schließlich gebraten werden, servierte Makelia Ngi nebst anderen Spezereien aus ihrer Heimat, ehe es ans Eingemachte ging.
Schon beim Essen zeigte sich eine gewisse Zögerlichkeit, gepaart mit einer gewissen Neugier, bei der Annäherung an die fremde Kultur. Aber der Appetit kommt bekanntlich beim Essen. Zu selbigem gab es schwarzen Tee aus Kamerun, afrikanische Musik schallte aus einem Kassettenrekorder. In der Einfachheit der geringfügigen Variationen, die um ein Thema kreisen, liegt die Kraft der hypnotischen Wirkung.
Vor dem Essen stimmte Makelia Ngi das Lied “We are one – we are together” an, und die rund zwei Dutzend Gäste sangen mit. Im Nu war das Eis gebrochen.
Was denn ihre ersten Eindrücke gewesen seien, wollten manche wissen. “Im ersten Monat habe ich viel an Zuhause gedacht. Frankfurt war zu groß. Alles war fremd – die Sprache, das Essen”, erzählte Makelia Ngi in beachtlich flüssigem Deutsch, “aber nach zwei, drei Monaten ging es”. Die 25-Jährige hatte nur in einem Dorf, “aber nie in einer großen Stadt gelebt”. Und: “Das Leben ist hier sehr hektisch. Es gibt immer viel Arbeit und viel zu tun. Bei uns gibt es viel mehr Zeit nach der Arbeit zu entspannen”, berichtete Makelia Ngi.
Allerdings: Die abendliche Entspannung wird vorwiegend in den heimischen vier Wänden genossen. “In unserem Dorf gibt es keinen Strom, die Leute müssen früh ins Bett gehen.” Den Schlummertrunk liefert in Kamerun übrigens eine große, einheimische Brauerei, die auf einen nicht so ganz typisch kamerunischen Namen hört: “Sachsen-Bräu”.
Ihren definitiven Abschied von Unterliederbach werden Makelia Ngi und Ephraim Bam Mitte Juli erleben. Zuvor geht es für die beiden noch als Gruppenleiter für eine Woche ins Gemeinde-Zeltlager, das in diesem Jahr unter dem passenden Titel steht: “Abenteuer in Afrika” – Kriegsfürst und Konsorten wissen,
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 01.07.2003, S. 15 und St. Johannes Ap.
St. Franziskus begrüßt Gäste aus Kamerun Kelkheim.
Kelkheim:“In Deutschland ist alles so organisiert und alles funktioniert!” Diesen Eindruck hat Ephriam Bam aus Kamerun nach neun Monaten in Deutschland gewonnen. Der 23-Jährige ist im Rahmen eines Austauschprogramms der Partnerbistümer Limburg und Kumbo zur Fortbildung hier. Nun war er mit seiner Landsmännin Makelia Ngi zur Gast in der St. Franziskus Gemeinde, um von seinem Heimatland und der Arbeit der katholischen Kirche dort zu erzählen. Für Gerhard und Gisela Schwarz von der Pfarrgemeinde St. Franziskus ist es wichtig, nicht nur immer Geld zu sammeln und von Kamerun zu erzählen: “Wir wollen der Partnerschaft ein Gesicht geben, indem unsere Gemeindemitglieder die Menschen, die die von uns unterstützten Projekte leiten, kennen lernen.”
Und so wurden die Gäste ins ferne Afrika entführt: auf den Tischen standen Schalen mit “Plantains” – das sind eine Art Chips, die aus Banane gebacken werden – es wurde Tee aus Kamerun serviert und Ephriam und Makelia brachten mit Liedern aus ihrer Heimat und zünftiger Trommelmusik afrikanisches Flair nach Kelkheim.
Der folgende Diavortrag wurde von Ulf Erdmann und Martina Ruhs aus Unterliederbach zusammen gestellt, die das Bistum Kumbo kürzlich besucht haben. Wer weiß schon, dass in Kamerun über 200 verschiedene Sprachen gesprochen werden?
Makelia und Ephriam wohnen keine 30 Kilometer voneinander entfernt, müssen sich aber auf Französisch oder Englisch, das sind die beiden Amtssprachen, verständigen. Oder, wer weiß, dass 80 Prozent der Bevölkerung Kleinbauern sind? Dass es keine allgemeine Schulpflicht gibt und es für viele Familien fast unmöglich ist, das Schulgeld aufzubringen, um wenigstes eines ihrer Kinder lesen und schreiben lernen zu lassen? Dass sauberes Wasser ein Problem ist? Ephriam erzählt: “In meinem Dorf gibt es, wie fast überall auf dem Land, keinen elektrischen Strom. Die wenigen Kühlschränke, die es gibt, laufen mit Kerosin.
Auch in der Hauptstadt Jaunde fällte der Strom oft stundenlang aus.” Ulf Erdmann lacht: “Das war hier für die beiden eine richtige technische Offenbarung: funktionierende Fahrstühle, Licht am Abend, Telefon und vor allem der Computer mit dem Internet und seinen Möglichkeiten der weltweiten Kommunikation.”
Und so ging ein angeregter Gedankenaustausch, bei dem die Besucher viele Fragen stellten, bis in den späten Abend. Und was war denn der stärkste Eindruck den die deutschen Besucher von Kamerun bekommen haben? Martina Ruhs findet: “Das war die unglaubliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der wir überall aufgenommen wurden.” (awe)
Quelle:Höchster Kreisblatt vom 17.07.2003, S. 17