St. Johannes – 2002 – Zeitungsberichte

Trio der Pfarrgemeinde reiste zwei Wochen durch Kamerun

Unterliederbach. Kamerun, das klingt weit weg. Aber das Flugzeug braucht nur etwa 6,5 Stunden bis Douala, der Wirtschaftsmetropole Westafrikas. Martina Ruhs, Ulf Erdmann und Stefan Hecktor waren als Repräsentanten der Pfarrgemeinde St. Johannes-Apostel dort und haben die Partnergemeinde St. Joseph in Djottin im Nordwesten Kameruns besucht.
Einen Reisebericht gibt das Trio am Freitag, 15. November, mit Dias, Erzählungen und jeder Menge Eindrücke im großen Saal des Gemeindehauses, Gotenstraße 40. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Insgesamt 14 Tage lang bereisten die drei Unterliederbacher das Bistum Kumbo. Alleine sieben Tage waren sie in der Partnergemeinde Djottin, wo sie jede der zehn Missionskirchen besuchten, die Gesundheitsposten und manche Schule. Sie wurden von Hunderten von Menschen mit Begrüßungsfesten empfangen und machten den Fons, den regionalen Fürsten, ihre Aufwartung. Zum Abschluss gab es ein langes und intensives Gespräch mit dem Pfarrgemeinderat von Djottin.
In der zweiten Woche besuchten sie Gemeinden und Einrichtungen in anderen Teilen des Bistums. An einem Sonntagmorgen erlebten außerdem sie einen Gottesdienst im Dom von Kumbo. (hk)
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 14.11.2002, S. 14 und St. Johannes Ap.

Vom einfachen Bürger zum Fürsten

Unterliederbach/Djottin. Das nennt man Karriere: Noch vor vier Wochen waren die drei Unterliederbacher Stefan Hecktor, Ulf Erdmann und Martina Ruhs einfache Bürger – inzwischen sind sie “Forme” (Kriegsfürst), “Schifon” (Vater des “Fons”, des Stammeshäuptlings) und “Yaa” (Mutter des “Fons”) des Stammes Din in Kamerun. Berufen wurden die drei Vertreter der katholischen Gemeinde St. Johannes- Apostel zu diesen Ehrentiteln von Salomon II. – dem Fon selbst – während ihrer zweiwöchigen Reise zur
Partnergemeinde St. Joseph in Djottin, Kamerun. Jetzt berichteten sie im Gemeindehaus in einem zweieinhalbstündigen Vortrag über ihre Erlebnisse bei dieser Reise.
Auch wenn der Unterliederbacher Delegation meist prächtige Empfänge bereitet wurden, wo immer sie auftauchten, so gewahrten die beiden Männer und die Frau doch auch viel Elend in dem Land, in dem jeder Vierte arbeitslos ist. “Man relativiert vieles, was wichtig ist, und was nicht”, bilanzierte Stefan Hecktor angesichts von 80 Waisenkindern allein in Djottin, deren Eltern an der Immunschwäche Aids gestorben sind. “Es ist erschreckend, wie viele junge Leute auf dem Friedhof begraben sind”, sagte Ulf Erdmann.
“Das Gesundheitswesen in dieser Region obliegt fast ganz den Kirchen. Von den Krankenhäusern oder Gesundheitszentren, die wir gesehen haben, war keins von der Regierung bezahlt”, erzählte Martina Ruhs.
Andererseits gab es auch Erstaunen darüber “was man mit einfachen Mitteln machen kann”, denn obwohl es keine asphaltierten Straßen gibt, und der Boden sehr schlammig ist, hätten fast alle Menschen stets saubere Kleidung getragen.
Stromleitungen gibt es dort nicht, sondern nur einen motorgetriebenen Generator. “Zwei bis drei Stunden hat das Benzin gereicht, dann war es stockdunkel”, erinnerte sich Stefan Hecktor. Die Wasserversorgung sei wiederum “kein Problem” gewesen, da es viele Wasserleitungen gebe.
Im Nordwesten Kameruns liegt das kleine Städtchen Djottin, in dem 8000 Menschen leben, die Hälfte davon ist katholisch. St. Joseph gehört zum Bistum Kumbo, das wiederum Partnerbistum von Limburg ist. Djottin liegt im englischsprachigen Teil Kameruns. Frankreich und Großbritannien hatten nach dem Ersten Weltkrieg das zuvor von Deutschland kolonialisierte Land unter sich aufgeteilt. 80 Prozent der 15 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung spricht französisch.
“Die innere Teilung beruht nicht nur auf der Sprache, sondern vor allem auf der Denkweise”, berichtete Stefan Hecktor. “Die Englisch sprechende Minderheit fühlt sich benachteiligt. Ich denke, da gibt es demnächst Stress, auch wenn das von den Medien hier wahrscheinlich nicht so präsent dargestellt wird,” prognostizierte das Mitglied der Eine-Welt-Gruppe von St. Johannes.
Seitens der anderen Gemeindemitglieder in Unterliederbach wurden Fragen aufgeworfen, wie die Partnerschaft der Gemeinden in Zukunft zu gestalten sei. Da über bestimmte Projekte erst einmal nachgedacht und gesprochen werden müsste, schlugen die Antwort der Kamerun-Fahrer vor, innerhalb der ganzen Gemeinde über die Partnerschaft sprechen, den Kontakt halten mit Briefeschreiben, und vor allem gemeinsam beten für die Glaubensbrüder in Djottin – schließlich täten jene dasselbe für die Unterliederbacher, denn: “Wir sind eine gemeinsame Kirche.” (pvf)Quelle:Höchster Kreisblatt vom 23.11.2002, S. 13 und St Johannes AP.