Unterliederbach. Größer könnte der Unterschied kaum sein. Auf der einen Seite hängt das Gemälde, auf dem die gläsernen Türme der Frankfurter Finanzwelt in den Himmel ragen, und protzige Autos durch das grau glitzernde Gewirr breiter Straßen brausen. Links daneben werden Fotos aus Kamerun an die Wand projiziert, die üppige Wälder, kaum als solche erkennbare Straßen und ärmliche Holzbaracken zeigen.
Diese Gegensätze prallen nun schon seit zwanzig Jahren aufeinander, denn seit 1987 existiert die Bistumspartnerschaft Kumbo – Limburg. Das Jubiläum wurde nun in der Gemeinde von St. Johannes Apostel in Unterliederbach gefeiert, dort, wo die Partnerschaft auf besonders fruchtbaren Boden gefallen ist.
Die Bistums-Verschwisterung ist damals hervorgegangen aus einem Besuch einer kleinen Delegation um Bischof Franz Kamphaus und Winfried Montz. Sie reisten in die ehemalige Schutzkolonie Kamerun, in der Hoffnung, dass aus einer 95 Jahre alten Beziehung – die Gründer des dortigen Bistums kamen aus der Gegend Limburgs – eine Art “Begegnungsverkehr” wird.
Dabei war die Delegation nicht nur in Kumbo, sondern reiste durch das ganze Land. Aber in der Region im Norden Kameruns “stimmte einfach die Chemie”, erzählt Winfried Montz, der Leiter des Referats Weltkirche. “Wie wenn man die Freundin kennen lernt”, sei das gewesen.
So sei die Beziehung über die Jahre hinweg gewachsen. Nach fünf Jahren habe man wirklich von einer Partnerschaft sprechen können. Das habe sich die Delegation damals nicht ansatzweise vorstellen können.
Der Austausch zwischen den Bistümern ist dabei keinesfalls einseitig. Zwar tragen die Deutschen die größere Kostenlast, indem sie zum Beispiel in Gesundheit und Wasserbau investieren, und auch die Fahrtkosten der Kameruner größtenteils bezahlen. Aber der Austausch helfe “einem tieferen Verstehen des Glaubens”, so Montz und “beide Seiten können jede Menge voneinander lernen”.
So wurden beim Gottesdienst am zweiten Advent in Unterliederbach einige afrikanische Bräuche übernommen, die so hier “nicht bekannt sind, wie zum Beispiel die Bibelprozession”, so Ulf Erdmann von der “Eine-Welt-Gruppe”. Dabei tanzt ein Kind nach einem bestimmten Muster mit dem Evangelium zum Altar, bevor dort daraus gelesen wird.
Die Anwesenden trugen zum Großteil afrikanische Gewänder, manche sogar mit ganz besonderen Geschichten, wie das von Ulf Erdmann. Bei einem seiner Besuche in Kamerun, wurde ihm die Ehre zuteil, dass er mit einer großen Zeremonie zum “Chefon”, dem Vater des Häuptlings ernannt wurde. Denn trotz demokratischer Strukturen hat jedes Dorf immer noch seine Häuptlingsfamilie und für ein Dorf, war es eine solche Freude, dass sich ein Weißer für sie interessierte, dass sie ihn mit dieser Ehre bedachten.
Die Unterliederbacher tun sich in der Begeisterung über das Partnerprogramm sowieso hervor. Kein Wunder also, das auch Father Andrew Solii aus Kamerun nach Frankfurt gekommen ist, um dort zu promovieren. Pünktlich zum Fest ist er angekommen, und bleibt nun für vier Jahre. Momentan lernt er noch deutsch, aber er ist dabei bereits so weit fortgeschritten, dass er am Sonntag schon das Essen segnen konnte. (juh)
Quelle: Höchster Kreisblatt, Printausgabe vom 11.12.2007