Mitten durch die kargen Flure …Die Sternsinger von St. Johannes Apostel

Unterliederbach. Mitten durch die kargen Flure des Höchster Krankenhauses stapft eine Schar Könige. Vorbei an Menschen in weißen Kitteln und Wagen voll mit Desinfektionsmitteln. Drei goldfarbene Sterne halten die Könige in die Höhe, und mit hellen Kinderstimmen singen sie vom Stern, der Licht und Hoffnung bringt.

Immer wieder bleiben die Sternsinger der Unterliederbacher Gemeinde St. Johannes Apostel stehen, um für die Patienten, aber auch für die Mitarbeiter der Kliniken zu singen. Kaum ein Ort, an dem ihre Botschaft greifbarer ist als hier.

Sie singen für alte Menschen, für kranke Menschen, und für einen winzigen: für Finn. Ihn treffen die elf Sternsinger zufällig im zehnten Stock vor der Entbindungsstation. Finn ist gerade erst zur Welt gekommen und schlummert selig in den Armen von Mama Astrid Krauser. Beide sind sichtlich erschöpft von der Geburt, sichtlich stolz ist Papa Andreas Krauser, der das Bett mit Frau und Kind Richtung Aufzug schiebt.

Bevor es auf die Station geht, bekommt Finn noch ein ganz besonderes Geburtstagsständchen. Die Kinder stimmen das Lied “Wir haben seinen Stern gesehen” vom Kirchentag 2005 an. Astrid Krauser ist so gerührt, dass eine Träne ihre Wange hinunter kullert. “Normalerweise besuchen uns die Sternsinger zu Hause, aber dieses Jahr mussten wir das wegen Finn absagen”, berichtet Andreas Krauser. Nun hat es doch noch mit dem “sternsingerlichen Segen” für die Hattersheimer Familie geklappt.

Das Sternsingen ist ein alter Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht. Damals wie heute zogen Kinder als Könige durch die Gassen und spielten die Reise zur Krippe nach. Heute besuchen die Sternsinger Familien, Kindergärten und Geschäfte in ihren Gemeinden und sammeln für Kinder in der Dritten Welt. Die Unterliederbacher spenden ihre Einnahmen für Aidswaise in Madagaskar, damit die Kinder dort zur Schule gehen können.

Schon am Freitagmittag haben die Unterliederbacher Sternsinger mehr als 1000 Euro für die Kinder in ihrer Partnerdiözese gesammelt ? dabei ist ihre Reise noch lange nicht zu Ende. Gestartet sind sie am Mittwoch: Nach der Aussendung im Bolongaropalast haben die Kinder zwischen sieben und zehn Jahren erstmal die Polizeiwache in der Gebeschusstraße besucht. Am Donnerstag klapperten sie die Kindergärten im Stadtteil ab und besuchten die ersten Familien.

Noch bis Samstagabend sind die Sternsinger von St. Johannes Apostel im Stadtteil unterwegs, bevor sie sich während des Gottesdienstes am Sonntagvormittag für ein Jahr von der Gemeinde verabschieden. Anschließend gibt es für die fleißigen Sternsinger als Belohnung ein gemeinsames Mittagessen. Mit der Zwischenbilanz ist Koordinatorin Gudrun Thiel sehr zufrieden: “1000 Euro ! das ist ganz schön viel.!”

Auch im Krankenhaus erhalten die Sternsinger viele Spenden. Nicht nur von den Patienten, auch viele Schwestern, Pfleger und Ärzte stecken etwas in die Sammelbüchsen.

Gerade besuchen die Kinder eine Seniorin aus ihrer Gemeinde, die in der Klinik behandelt wird. Die 87-Jährige sieht nicht mehr gut, “aber sie kann euch hören”, versichert Krankenhausseelsorger Jürgen Aach den Kindern. Er hat den Besuch der Sternsinger in der Klinik vorbereitet – für die Sternsingerkinder etwas Besonderes: “Am Anfang war es schon ein bisschen aufregend hier im Krankenhaus”, erzählt der neun Jahre alte Jakob. Die Begegnung mit dem neugeborenen Finn hat die Kinder besonders bewegt. “Der war so süß!”, sagt Constantin (9). “Und so winzig.”

Aber auch Könige werden irgendwann müde. Erschöpft sitzen die Kinder auf dem Boden, während sie auf den Aufzug warten. Liebevoll rückt Gudrun Thiel die ein oder andere Krone zurecht. Eine Station haben die Unterliederbacher Sternsinger noch vor der Mittagspause auf ihrer Liste: die Wäschezentrale im Keller des Krankenhauses. Auch dort werden sie ein Lied singen und mit blauer Kreide “C * M * B” über die Tür schreiben: Christus segne dieses Haus (Christus mansionem benedicat). (sb)

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 6.Jan.2007