Die Firmlinge machten Sankt Martin lebendig

Wicker. Das Sankt-Martins-Fest haben in Wicker schon mehrere Generationen erlebt. Inzwischen sind aus den Kindern mit den selbst gebastelten Laternen Erwachsene geworden, die mit dem eigenen Nachwuchs singend durch den alten Ortskern laufen. Der Verkauf der süßen Martinsgänse am Tor zum Rheingau, dem Ziel des Spaziergangs mit einem Lagerfeuer zum Abschluss, gibt immer einen Aufschluss drüber, wie beliebt das Fest, das zeitgleich auch vom katholischen Kindergarten in Weilbach organisiert wurde, weiterhin ist. Über 700 Teilnehmer dürften es in Wicker gewesen sein. 640 Gebäcke waren sogar schon reserviert worden, dass es auch definitiv den Lohn für den Marsch durch die Kälte gab.
Von den vielen Generationen hatten nur wenige die Möglichkeit, ein kleines Theaterstück über die Legende vom Heiligen Sankt Martin zu sehen. Die 25 aktuellen Firmlinge aus Wicker und Massenheim machten es dieses Jahr möglich. Als Hauptakteur trat im Gottesdienst der hoffnungslos überfüllten Sankt-Katharina-Kirche Andreas Ramp als Sankt Martin auf, der für den frierenden “Bettler” Jannis Mehler dann seinen Umhang teilte. Untermalt wurde die kurze Darbietung von Organist Christof Enders. Nach Angaben von Gemeindereferentin Bettina Pawlik hatte es in den Jahren zuvor nur Dia-Vorführungen und Erzählungen über die Geschichte gegeben.

Wie der Heilige damals, helfen auch die Organisatoren, die Kindertagesstätte und Jugendgruppe der katholischen Kirchengemeinde, die städtische Kita in der Odenwaldstraße und der Elternverein “Igel” Menschen in Not. Seit Jahren engagiert sich die Pfarrgemeinde schon für ein Hilfsprojekt in Kumbo in Kamerun. Ein Praktikant im Kindergarten war einst Stein des Anstoßes. Inzwischen sei Ephriam Bam verheiratet, arbeite in einer Druckerei und wolle eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvieren, weiß Mitorganisatorin Helma Schlesinger. Das Hilfsprojekt zur Erstellung einer Wasserleitung ist inzwischen ins Rollen gekommen, weil die Hilfsorganisation Misereor quasi die Idee aufgegriffen und mit Hilfe des Bistums Limburg Spenden von 120 000 Euro in Aussicht gestellt hat. 5600 Euro kamen davon bisher aus Wicker. Die Quelle in Kumbo sei inzwischen erfasst, die Leitungen folgten nun, erzählte Helma Schlesinger. Bisher müssen die Bewohner bis zu 30 Kilometer zu Fuß zurücklegen, um an Trinkwasser zu gelangen.

Ein besonderer Dank ging von den Organisatoren an Maike Eckert aus Kostheim, die zum ersten Mal als Sankt Martin auf ihrem Pferd aus dem Johannishof dem Umzug folgte, den Glühwein spendenden Winzer, der namentlich nicht erwähnt werden wollte, und die freiwillige Feuerwehr, die das Martinsfeuer mit Hilfe eines Seils und mehrerer Einsatzkräfte absicherte. So konnten die vielen Kinder bedenkenlos über den Platz am Tor zum Rheingau toben. (rem)

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 11.Nov.2006